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Genre: Roman
Erschienen: 13.03.2019
Verlag: Fischer Verlag
Seiten: 240
Reihe: nein
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Können wir kurz darüber sprechen, wie sehr ich dieses Cover und generell das Buch an sich LIEBE?! Ich mag es so so sehr, dass das Buch einen richtig dicken Papp-Umschlag hat. Das Cover ist so simpel und trotzdem so großartig, dass es fast nicht zu glauben ist.
Es wirkt ganz nebenbei gestaltet und so scheint es auch gewesen zu sein. Sarah Kuttner hat in einem Podcast erwähnt, dass sie unzufrieden mit der Covergestaltung seitens des Verlags war und dachte, sie macht es lieber selbst. Und dass sie dann einfach mit Klebeband genau dieses Cover so geklebt und ein Foto zum Verlag geschickt hat.
Kurt hat winzige Augen.
Lena hat zusammen mit ihrem Freund Kurt ein Haus im Grünen gekauft. Eigentlich sind die beiden Stadtmenschen aber da es noch einen zweiten Kurt, nämlich den kleinen Sohn Kurt, gibt, und die beiden ihm gerecht werden wollen, ziehen sie raus nach Oranienburg.
Dort lebt Lena mit ihren zwei Kurts zusammen, ist aber nicht die Mama vom kleinen Kurt. Die Situation ist noch recht neu für die junge Frau denn bisher hat sie sich noch nie damit beschäftigt, wie es wäre Mutter zu sein und jetzt ist sie durch diese Beziehung und das zeitweilige Zusammenleben zu dritt damit konfrontiert, plötzlich Entscheidungen zu treffen. Eine Erwachsene zu sein, die eine Mutter-Rolle einnimmt. Aber auch nicht wirklich eine Mutter-Rolle einzunehmen denn sie will nicht die Mutter, die es sehr wohl noch im Leben der Kurts gibt, ersetzen oder ausspielen. Sie will einfach nur Lena sein.
Mutter-Rolle?
Als der kleine Kurt bei einem Unfall stirbt, ist plötzlich nichts mehr so, wie es vorher war. Die Familie wird mit einem Schlag auseinander gerissen, alle fallen in ein schwarzes Loch der Trauer. Vor allem Kurt, der Vater eines kleinen Jungen, der nie wieder mit ihm Blödsinn machen wird. Der nie wieder mit Lena zusammen Blumen im Garten pflanzen wird. Nie wieder nerven oder weinen oder sich freuen wird.
„Kurt“ hat es in sich.
Die tragische Geschichte um den kleinen Jungen, der plötzliche aus dem Leben gerissen wird, ist gleichzeitig schrecklich aber auch schön. Wie das geht, das hab ich mir vor dem Buch auch nicht vorstellen können. Doch Sarah Kuttner hat so wahnsinnig viel Feingefühl für emotionale Geschichten, dass sie genau diesen schmalen Grat zwischen Trauer und Humor unglaublich gut meistert.
Trotz der Schwere der Geschichte schafft Kuttner es Mal wieder eine Leichtigkeit zwischen die Zeilen zu zaubern.
die Leichtigkeit zwischen den Zeilen
Denn auch wenn man in tiefer Trauer steckt, hat das Leben schöne Seiten. Und man darf sich an die schönen und witzigen Momente mit dem Verstorbenen erinnern. Man darf selbst weiter leben und auch weiter ein Paar sein. Man darf sich gegenseitig auffangen und helfen. Sollte sich sogar gegenseitig auffangen denn alleine schafft man es meist nicht, mit dem Verlust umzugehen.
In „Kurt“ geht es vor allem um die Paar-Dynamik von Lena und Kurt, die sehr schwierig wird nach dem Tod des kleinen Kurts. Lena kommt an ihren Freund nicht mehr heran und weiß nicht, welches Verhalten von ihr erwartet wird. Sie fühlt sich, als dürfte sie selbst nicht trauern.
Paar-Dynamik
Es geht um so viel mehr als um einen kleinen Jungen, der verstirbt. Es geht sogar im Grunde genommen eher wenig um den kleinen Kurt. Viel mehr stehen die einzelnen Beziehungen der Protagonisten untereinander im Fokus und auch die Selbstwahrnehmung von Lena. Wie fühlt man sich, wenn das Kind, was nicht sein eigenes Kind ist, stirbt? Wie fühlt man sich, wenn der Partner in tiefer Trauer steckt? Wenn er aber nicht mit dir spricht sondern lieber zur Ex-Freundin, der Mutter des Sohnes, läuft? Wie kann man all das wieder in eine gesunde Bahn lenken?
sprachlos
„Kurt“ hat mich wirklich sprachlos zurückgelassen, weswegen ich auch für diese Rezension ziemlich lange gebraucht habe. Ich hab geweint während des Lesens. Und ich hab gelacht. Ich konnte das Buch nicht aus der Hand legen und hab es fast in einem Rutsch durchgelesen. Und dann hätte ich am liebsten wieder von vorne angefangen weil es mir sehr schwer fiel, die Protagonisten ziehen zu lassen.
Sehr überzeugt vergebe ich daher 5 von 5 Sternen für „Kurt“. Ein absolutes Highlight in diesem Jahr für mich.
Sarah Kuttner wurde 1979 in Berlin geboren und arbeitet als Moderatorin. Sie wurde mit ihren Sendungen »Sarah Kuttner – Die Show« (VIVA) und »Kuttner.« (MTV) bekannt und arbeitete mehrfach für die ARD. Bei zdf.neo hat sie das Großstadtmagazin »Bambule« und die Talkshow »Kuttner plus Zwei« moderiert. Seit 2016 produziert und moderiert sie die monatliche Veranstaltungsreihe »Kuttners schöne Nerdnacht« und seit 2017 moderiert sie gemeinsam mit Stefan Niggemeier den Podcast »Das kleine Fernsehballett« auf Deezer. Ihre Kolumnen für die Süddeutsche Zeitung und den Musikexpress wurden im Fischer Taschenbuch Verlag veröffentlicht. Ihr erster Roman »Mängelexemplar» erschien 2009 und stand wochenlang auf der Bestsellerliste. Danach erschienen die Romane »Wachstumsschmerz« (2011) und »180 Grad Meer« (2015). Sarah Kuttner lebt in Berlin.
Hey,
danke für deine Rezension.
Ich war mir bisher unsicher, ob ich das Buch lesen möchte. Aber jetzt reizt es mich schon irgendwie. Deswegen: Danke. 😀
Habt einen tollen Abend.
Ganz lieben Gruß
Steffi
Hey Steffi,
danke dir für den Kommentar! Da freu ich mich sehr, wenn ich dich zum lesen motivieren konnte. Du wirst es ganz bestimmt nicht bereuen 🙂 Ich freu mich, wenn du mir noch mal schreibst, wenn du es gelesen hast 🙂
Liebe Grüße,
Johanna