„Nicht weg und nicht da“ von Anne Freytag

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Anne Freytag Nicht weg und nicht da

Genre: Jugendbuch
Erschienen: 19.03.2018
Verlag: Heyne | Randomhouse
Seiten: 480
Reihe: nein
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Das Cover von „Nicht weg und nicht da“ ist zwar ziemlich düster, passt aber total gut zum Inhalt und gefällt mir auch gut. Es strahlt eine gewisse Schwere aus, die gut zu Protagonistin Luise passt.

Super schön finde ich aber vor allem die kleinen Illustrationen im Buch selbst, die immer zu Beginn eines neuen Kapitels stehen. Diese kleinen wunderschönen Details runden das Gesamtbild von „Nicht weg und nicht da“ ab.

Anne Freytag Nicht weg und nicht da
Ich halte noch immer den Langhaarrasierer in der Hand.

Luise wurde zurückgelassen – nicht etwa von einem Ex-Freund, der besten Freundin oder den Eltern sondern von ihrem Bruder Kristopher. Kristopher war ihr Stern im Leben, ihr großer Bruder, den sie unendlich geliebt und bewundert hat und nun ist er tot. Er hat sich selbst aus dem Fenster gestürzt und so seinem Leben mit einer bipolaren Störung ein Ende gesetzt.

Anne Freytag Nicht weg und nicht da

Kristopher liebte aber seine kleine Schwester Luise ebenso und so hinterließ er ihr E-Mails, die Luise in den unterschiedlichsten Situationen erreichen. Und ihr Aufgaben stellen, die sie bewältigen muss um mit ihrer Trauer fertig zu werden und wieder zurück in ihr eigenes Leben zu finden.

Dabei lernt sie nicht nur sich selbst neu kennen sondern auch ihre Mutter. Darüber hinaus gibt es plötzlich diesen Jungen in Luises Leben – Jacob – der im Haus ihres Therapeuten wohnt und ihr Leben verändert.

Die Beziehung zwischen Luise und Kristopher ist so emotional, so feinfühlig erzählt, dass man Luises Schmerz aufgrund von Kristophers Tod praktisch selbst fühlen kann. Seine Abwesenheit reißt seine Schwester in ein tiefes Loch, sie scheint es nicht überwinden zu können. Und auch ihre Mutter ist ihr keine große Hilfe bei dem Bewältigungsprozess denn diese arbeitet viel zu viel und sieht Luises Bedürfnisse gar nicht. Als jedoch Jacob in Luises Leben tritt, sieht und versteht er sie auf eine Art, wie es kein anderer kann. Er fängt die junge Frau auf, steht still und unterstützend an ihrer Seite und so verbindet die beiden schnell ein zartes Band der Freundschaft – oder ist es vielleicht doch mehr als das?

Anne Freytag Nicht weg und nicht da

„Nicht weg und nicht da“ lebt von den Beziehungen

Jede einzelne Verbindung ist so wichtig für das Gesamtbild, dass es schwierig gewesen sein muss, alles in einem Buch unterzubringen. Aber Anne Freytag schafft es mit einem so leichten Schreibstil, alle Beziehungen wahnsinnig einfühlsam und authentisch zu beschreiben, als wäre es ein Klacks für sie. Als würde sie nur eine wahre Geschichte nacherzählen. Alles fühlt sich natürlich und irgendwie… naja „rund“ an. Nicht zu glatt, nicht zu aufgesetzt. Es ist nicht alles vorhersehbar und nicht alles unerwartet, es ist die perfekte Mischung aus beidem.

gewagte Themen, über die zu wenig gesprochen wird

Die Themen, die in „Nicht weg und nicht da“ behandelt werden, sind sehr schwierig und wichtig. Kristopher stirbt nicht einfach nur, nein, er wählt den Freitod weil er mit seiner psychischen Erkrankung nicht mehr zurecht kommt.

Dann Luises Trauer, die Trauer ihrer Mutter… In „Nicht weg und nicht da“ lassen sich die einzelnen Trauerphasen wunderbar nachverfolgen. Man fühlt wirklich jede dieser Phasen mit Haut und Haar, ohne dass es kitschig wird.

Dann die E-Mails, die Kristopher so programmiert, dass Luise sie scheinbar aus seinem Tod heraus erhält. Sie begleiten Luise in ihrer Trauer und unterstützen sie darin, mit Kristophers Tod zurecht zu kommen. Gleichzeitig machten sie mich als Leser aber auch wütend weil es so wirkt, als wäre das alles nur ein Spiel. Die Mails zeigen die Unabänderlichkeit von Kristophers Tod und dass er es nicht im Affekt getan hat sondern seinen Tod plante.

All das sind Themengebiete, die eigentlich nicht in 480 Seiten passen und es in „Nicht weg und nicht da“ irgendwie doch tun.
Ich hab sehr mitgelitten mit Luise und mich über jeden ihrer Fortschritte gefreut. Auch Jacob hab ich schnell in mein Herz geschlossen. Selbst für Luises Mutter hatte ich Sympathie, nur irgendwie nicht so richtig für Kristopher. Denn klar, er hat ein schweres Los mit seiner Krankheit gezogen. Aber er hat den „feigen“ Weg des Freitods gewählt und seine Familie damit in größte Verzweiflung gestürzt.
Anne Freytag Nicht weg und nicht da

Vergleich mit „PS: Ich liebe dich“

Zusammenfassend kann ich an „Nicht weg und nicht da“ nur einen einzigen Kritikpunkt finden. Leider habe ich das Konzept des Buchs die ganze Zeit mit „PS: Ich liebe dich“ von Cecelia Ahern verglichen. Durch die E-Mails von Kristopher liegt der Vergleich natürlich nah, auch wenn es nicht abgeguckt ist. Ich mochte „PS: Ich liebe dich“ auch sehr gerne und es ist viele Jahre her, dass ich das Buch gelesen habe. Trotzdem hab ich während des Lesens von „Nicht weg und nicht da“ immer wieder zwischen den beiden Büchern verglichen und das fand ich schade.

Dennoch vergebe ich ganz klar 4 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung für „Nicht weg und nicht da“.

Anne Freytag hat International Management studiert und als Grafikdesignerin und Desktop-Publisherin gearbeitet, bevor sie sich ganz dem Schreiben von Erwachsenen- und All-Age-Romanen widmete. Für ihre ersten beiden Jugendbücher wurde die Autorin zwei Mal in Folge für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert. Für »Nicht weg und nicht da« wurde sie mit dem Bayerischen Kunstförderpreis 2018 in der Sparte Literatur ausgezeichnet. »Mein Leben basiert auf einer wahren Geschichte« ist ihr neuester Roman.

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Vielen Dank an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

Ein Gedanke zu „„Nicht weg und nicht da“ von Anne Freytag

  1. Hey ho,
    es freut mich sehr, dass Dir das Buch gefallen hat. Ich fand Luises und Jacobs Geschichte ebenfalls sehr bewegend, obwohl sich hier und da mein Kopf dazwischengeschalten hat und „mitmischen“ wollte. Der Roman ist jedenfalls sehr emotional.
    Vielen Dank für Deine Rezension.

    viele Grüße

    Emma

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