Yolande Duran-Serrano / Laurence Vidal – Die Frau, die an einem ganz normalen Sommertag plötzlich keine Gedanken mehr im Kopf hatte [Rezension]

Titel: Die Frau, die an einem ganz normalen Sommertag plötzlich keine Gedanken mehr im Kopf hatte
Autor: Yolande Duran-Serrano und Laurence Vidal
Genre: spiritueller Roman | Interview
Erscheinungsjahr: 2014
Verlag: Knaur
Seiten: 192
erhältlich als: Broschiert, E-Book

„Im Grunde hat sich Yolande Duran-Serrano nicht für Spiritualität
interessiert, geschweige denn meditiert. Ohne jede Vorbereitung trifft
es sie an einem ganz normalen Tag mitten im Sommer. Der sehr
tiefgreifende Prozess, der sich daraufhin bei ihr entfaltet, wird von
ihr so ehrlich, so direkt geschildert, dass man an vielen Stellen schier
Gänsehaut bekommt. Und gerade weil Yolande ohne alle Fachbegriffe
spricht, spiegelt sie die Essenz sämtlicher spirituellen Traditionen in
ihrer einfachen Sprache wider.
Dieses einmalige Buch ist aus einem Gespräch von ungewöhnlicher Dichte und manchmal sogar Poesie entstanden.
Es beschreibt die Schönheit und Freiheit der Erfahrung jenseits unseres
normalen Alltagsbewusstseins. Es rührt auf manchmal verstörende Weise
an, weil klar wird, dass die Persönlichkeit, die man zu sein glaubt,
eine Illusion darstellt. “ [Quelle:klick]

Yolande ist 40 und steht mitten im Leben. Sie hat einen Sohn und ihr
Leben hält sie auf Trab. Bis zu dem Moment wo alles aufhört wichtig zu
sein und sie von einer inneren Ruhe ergriffen wird, die sie scheinbar
gleichgültig werden lässt. Doch es ist keine Gleichgültigkeit, die
Yolande erfasst hast, sondern vielmehr eine Ausgeglichenheit, die es ihr
erlaubt über den Nichtigkeiten des Lebens zu stehen.

Als ihr Sohn jedoch bei einem Unfall ums Leben kommt bemerkt sie, dass
die innere Stille, die von ihr Besitz ergriffen hat, nicht nur die
Kleinigkeiten des Lebens unwichtig erscheinen lässt sondern auch alles
andere. Yolande muss sich eingestehen, dass der Tod ihres Kindes keine
wirkliche Auswirkung auf sie hat. Sie empfindet zwar Traurigkeit, doch
diese ist „nur zu Besuch“, zieht gleich weiter und lässt sie ihrer
unerschütterlichen Gelassenheit zurück. Ihr Umfeld ist irritiert, alle
erwarten den Zusammenbruch, welcher jedoch nicht eintritt.

Auch 2 Jahre nach diesem Tag, an dem sich für Yolande alles ändert, hält diese „Stille“, wie sie den Zustand nennt, immer noch an. Die Stille wird sogar noch intensiver, nimmt immer mehr Raum in ihrem Leben ein und verdrängt alles weitere.

In dem Buch mit dem seltsam langen Titel „Die Frau, die an einem ganz normalen Sommertag plötzlich keine Gedanken mehr im Kopf hatte“ führt Laurence Vidal ein Interview mit Yolande und versucht zu ergründen, was genau diese Stille mit ihr anstellt und wie man selbst zu der Stille durchdringen kann.

Und hier beginnt auch schon mein Problem mit diesem Buch.

zu viele Interviews

Das Buch besteht fast ausschließlich aus diesen Interviews, unterbrochen von einigen kurzen Eindrücken in das Leben der Interviewerin Laurence Vidal. Ich war nach dem Lesen der Leseprobe nicht unbedingt davon ausgegangen, dass das ganze Buch aus den Interviews besteht und so war ich etwas irritiert, als ich dies dann feststellen musste. An und für sich wäre das ja auch gar nicht so schlimm weil es ja keinen wirklichen Handlungsstrang im Buch gibt, allerdings kommt jetzt noch der für mich viel schlimmere Kritikpunkt: Die Fragen und Antworten wiederholen sich permanent und ich hätte das Buch auch nach den ersten 30 Seiten weglegen können weil sich danach absolut nichts neues mehr für mich ereignet hat.

Laurence Vidal versucht herauszufinden, wo die Stille herkommt, wie sie sich genau äußert und letztendlich probiert sie auch selber zu dieser Stille zu gelangen und schafft es auch zum Teil.

Die Fragen, wie Vidal zu ihren Antworten kommen will, wiederholen sich jedoch so massiv, dass ich sehr schnell die Lust verloren habe das Buch noch weiterzulesen. Es war für mich teilweise wirklich so nervig, dass ich ganze Absätze übersprungen habe weil sie fast 1 zu 1 den selben Inhalt wieder und wieder durchgekaut haben. Ich kann wirklich nicht verstehen, wieso dieses Interview so gehandhabt wurde.

Ich muss leider sagen, dass mit jeder Seite auch meine Abneigung gegen Yolande stieg. Einfach wegen der ganzen Wiederholungen und wegen der Arroganz, mit der Yolande „ihre“ Stille als die einzig richtige Sichtweise auf diese Welt ansieht.

die einzig wahre Stille…

Sie versucht gegen Ende des Buchs Laurence Vidal regelrecht zu bekehren, endlich auch so zu werden wie sie und setzt Vidal meiner Meinung nach auch unter Druck mit ihrer Sichtweise. Ich kann dem Ganzen leider wirklich wenig positives abgewinnen und war sehr froh, als ich es durchgelesen hatte.

Laurence Vidal jedoch verleiht dem Buch einen positiven Aspekt indem sie ihre eigenen Sichtweisen in kurzen Abschnitten mit einfließen lässt und beschreibt, wie die Auseinandersetzung mit dem Thema „innere Stille“ sie nach und nach verändert. Ihre Ausdrucksweise und Beschreibungskünste in diesen kurzen Abschnitten gefielen mir wirklich gut und ich hätte mir davon mehr gewünscht.

Alles in Allem muss ich sagen, dass diese Rezension mir wirklich nicht ganz leicht fällt. Dieses Thema ist mit Sicherheit ein sehr polarisierendes und jeder muss für sich selbst entscheiden inwieweit man sich darauf einlassen kann.

Für mich muss ich sagen, dass ich noch nie ein so kurzes Buch gelesen habe, bei dem es mir dennoch so schwer gefallen ist, bis zur letzten Seite durchzuhalten.

Dementsprechend kann ich leider für „Die Frau, die an einem ganz normalen Sommertag plötzlich keine Gedanken mehr im Kopf hatte“ nur 1 Stern vergeben.

Ich bedanke mich recht herzlich bei Vorablesen.de und Droemer Knaur für das Rezensionsexemplar!

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