Wir sitzen an einer U-Bahn-Haltestelle in München.
Draußen sind es 27 Grad, hier unten ist es kalt, was eine Abwechslung für uns ist. Dass wir noch vor wenigen Stunden im sonnigen Kroatien waren, schmerzt mich. Trotzdem ist die Freude groß denn wir treffen heute eine Freundin, die vor kurzem nach München zog.
Wir sitzen an der Haltestelle, Fussel sitzt zu unseren Füßen, geschützt zwischen uns. Er findet es schön hier, nicht mehr so warm, darauf steht er nicht.
Wundert mich nicht, ich hätte auch echt ungerne Fell im Sommer.
Ein Zug fährt durch und ich beobachte dich durch die Scheiben des Zuges. Dabei ist unser Hintergrund verschwommen, durch einen weiteren Zug, der in unseren Rücken durch den Bahnhof fährt. Es ist surreal.
Durch den verschwommenen Hintergrund wirken wir wie freigestellt, eine kleine Einheit, ganz alleine in der großen lauten Welt. Ich schaue dich an ohne dass du es merkst und ich liebe dich in diesem Moment so sehr. Als unsere Bahn einfährt, drehe ich den Ring an meiner Hand.
München ist uns zu laut. Zu hektisch, zu viele Menschen.
Ob das an München liegt? Oder würden wir die Stadt mögen wenn wir zu einem anderen Zeitpunkt dort wären?
Wir nennen es den „Nürnberg-Moment“, weil wir ein Jahr zuvor nach unserem Roadtrip selbst in der verhältnismäßig kleinen Stadt Nürnberg nicht klar kamen. Da wir zuvor 2 Wochen lang wenig Menschen und sehr viel Natur um uns herum hatten. Da war die Stadt mit ihren Einkaufsstraßen und hektischen Menschen zu viel. Einfach zu viel.
Wie jetzt auch, als wir über den Viktualienmarkt streifen und etwas zu essen suchen. Es wird ein Panini, danach noch ein großartiges Eis beim „verrückten Eismacher“ für mich und einen Apfel für dich.
Als unsere Freundin Feierabend hat, fahren wir zurück in ihren Stadtteil und parken noch unseren Camper um. Denn direkt am Bahnhof wollen wir nicht schlafen wenn es sich nicht vermeiden lässt. Zum Glück lässt es sich vermeiden – was jedoch lautstärketechnisch keinen so großen Unterschied macht, wie wir nachts feststellen.
Zu dritt verbringen wir einen schönen Abend, lachen, trinken bayrisches Bier und regen uns auf über Menschen, bewundern die neue Wohnung unserer Freundin und ich freue mich, dass sie es so gut getroffen hat in dieser Stadt. Dass es ihre Stadt ist.
Ich erkenne an, dass sich niemals jeder Mensch am selben Ort gleich fühlen kann. Dass es Orte gibt, die sich richtig und welche die sich falsch für mich anfühlen. Und München fühlt sich zu diesem Zeitpunkt einfach falsch für mich an.
Es ist nachts, die Güterzüge knallen durch den Bahnhof und auch 2 Straßen weiter schrecken wir noch wegen dem Krach aus dem Schlaf.
München, du bist nicht das Richtige für uns gewesen.
[aus meinem Urlaubstagebuch 2018]