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Titel: Marthas Widerstand
Autor: Kerry Drewery
Genre: Roman
Erschienen: 16.03.2017
Verlag: ONE | Bastei Lübbe Verlag
Seiten: 447
erhältlich als: Hardcover, eBook
Reihe: ja, Teil 1/2
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„Martha ist des Mordes angeklagt und sitzt in der ersten von sieben Zellen. Sieben Tage lang stimmt das gesamte Volk darüber ab, ob sie freigesprochen oder in die nächste Zelle verlegt wird. Die Zellen werden dabei immer kleiner, genauso wie Marthas Chancen auf einen Freispruch. Denn die Umfragen zeigen, dass der Großteil der Bevölkerung sie sterben sehen will. Doch was wäre, wenn Martha genau darauf spekuliert?“ [Quelle:klick]
Das Cover zeigt eine junge Frau, vermutlich soll sie Martha darstellen, die wahnsinnig intensive Augen hat. Ich bin echt begeistert von dem Cover, weil es so hypnotisierend ist. In dem Blick der Frau liegt so viel Schmerz und ein eiserner Wille, sehr ausdrucksstark.
Die Sirenen werden immer lauter und das Licht greller.
Die 16-Jährige Martha kommt aus den Wolkenkratzern, kurz den „Kratzern“, einem Problembezirk mit größtenteils verarmten Bewohnern. Und auch sie hat es alles andere als leicht im Leben. Ihre Mutter wurde ermordet und ihr Nachbar und guter Freund Ollie wird dafür hingerichtet. Der große Wendepunkt in Marthas Leben kommt dann, als sie mit einer Pistole in der Hand neben der Leiche des berühmten und beliebten Mann Jackson Paige von der Polizei aufgegriffen wird – und gesteht, dass sie ihn ermordet hat!
Martha kommt in Zelle 1 von 7 und am Ende wird sie öffentlich hingerichtet. Das steht eigentlich von dem Moment an fest, in dem sie die Tat gesteht. Denn das normale Rechtssystem wurde abgeschafft und durch ein Telefonvoting samt TV-Show ersetzt.
„Death is Justice“
Die Bevölkerung bekommt 7 Tage lang Hintergrundinformationen über die TV-Show „Death is Justice“ präsentiert und kann 7 Tage lange per Telefonvoting, per SMS oder im Internet abstimmen, ob der Angeklagte, der in 7 verschiedenen Zellen einsitzt, am 7. Tag hingerichtet wird oder für unschuldig erklärt und somit freigelassen wird.
Marthas Fall ist auf verschiedene Arten noch nie da gewesen: Sie ist minderjährig, sie streitet ihre Tat nicht ab und sie hat einen Star ermordert. Jackson Paige ist sehr beliebt und als Wohltäter bekannt und so richtet sich das öffentliche Interesse sehr schnell auf und gegen Martha.
Die Gerichte wurden abgeschafft und das Rechtssystem zur Unterhaltungsshow degradiert. Die Hinrichtung eines Menschen wird als Highlight eines Telefonvotings gefeiert, die Firma „Auge um Auge Productions“ verdient sich eine goldene Nase am Leid einzelner Menschen…. Die Gesellschaftskritik könnte kaum größer sein.
Kerry Drewery hat hier ein dystopisches Szenario entworfen, das ganz ohne zerstörte Welt und aussterbender Bevölkerung auskommt, aber nicht weniger erschreckend ist. Denn schnell wird klar, dass sich das Telefonvoting nur die Reichen des Landes leisten können und der Verdacht der Manipulation liegt nahe.
Hinrichtung per Telefonvoting
Die Menschen feiern die Show „Death is Justice“ und fällen ihr Urteil auf Basis manipulierter „Fakten“.
Die Kernfrage des Buchs lautet „Ist Martha wirklich schuldig, nur weil sie ein Geständnis abgegeben hat?“ und um diese Kernfrage herum entsteht eine Handlung, die sehr erschreckend und ebenso fesselnd ist und an Spannung vor allem gegen Ende kaum noch zu überbieten ist.
Wir erleben das ganze Spektakel aus verschiedenen Perspektiven, was die Spannung und die Emotionalität noch mal enorm steigert. Wir sind abwechselnd Martha, die psychologische Betreuerin Eve und als dritte Erzählperspektive bekommen wir eher in Drehbuch-Form die Fernsehshow „Death is Justice“ präsentiert.
Die Show dient vor allem der Gesellschaftskritik. Hier wird sehr viel überspitzt dargestellt und zeigt ganz klar, wie manipulativ Medien sein können und welche schrecklichen Auswirkungen dieses wortwörtliche Spiel mit dem Tod haben kann. Dabei war mir die Show aber oft zu übertrieben dargestellt. Man kann die Moderatoren zu keinem Zeitpunkt ernst nehmen und mir kommen da auch einige Fragen zum Votingsystem auf.
manipulative Medien
Zum Beispiel frage ich mich, wie es sein kann dass nur eine einzige Show die Hintergrundinfos zu den Angeklagten liefert. Gerade in der Welt des Internets müsste die Bevölkerung doch viel einfacher an Informationen gelangen und sich ein eigenes Bild machen können. Das blinde Vertrauen auf ein einziges Medium finde ich nicht sehr glaubwürdig. Auch scheint es keine nennenswerten Aktivisten zu geben, alles wird vom Publikum einfach so als gegeben hingenommen und überhaupt nicht hinterfragt.
Das zeigt zwar sehr gut die Risiken bei so einem „Rechtssystem“ und generell die sehr große Macht der Medien, ist mir aber dann doch etwas zu unrealistisch. Die Gesellschaft, die Kerry Drewery geschaffen hat, ist mir zu unkritisch.
Da es aber einen zweiten Teil geben wird, der voraussichtlich 2018 erscheinen wird, wird sich bestimmt an der Situation noch einiges ändern. Vielleicht werden ja dann auch meine offenen Fragen noch beantwortet.
Die Charaktere in „Marthas Widerstand“ mochte ich alle gerne, auch wenn mich keiner von ihnen zu 100% überzeugt hat. Vor allem in Marthas Gedankenwelt taucht man natürlich tief ein, vor allem dadurch dass sie alleine in ihrer Zelle ist und ihre Gedanken verrückt spielen. So erhält der Leser auch viele Einblicke in die Vergangenheit, die Stück für Stück wie ein Puzzle ein Gesamtbild ergeben.
Ich finde „Marthas Widerstand“ ist ein starker erster Teil einer 2 teiligen Reihe, könnte aber auch genauso gut ein Einzelband bleiben, auch wenn dann ein paar Fragen offen bleiben würden.
Trotz meiner Kritikpunkte finde ich „Marthas Widerstand“ wirklich stark und vergebe deswegen 4 von 5 Sternen.
Kerry Drewery ist Autorin für Kinder- und Jugendbücher. Zelle 7 ist der erste ihrer Titel, der auf Deutsch übersetzt wird. Die Geschichte über ein Justizsystem, das ad absurdum geführt wurde und eine Gesellschaft, in der eine Fernsehshow über die Urteile für Straftäter entscheidet, wird in einem zweiten Band (Seven Days) fortgesetzt, der voraussichtlich 2018 ebenfalls im ONE-Programm erscheint.
Hier geht es zur Leseprobe!
Ich bedanke mich ganz herzlich bei Netgalley und dem Bastei Lübbe Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!
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