Titel: Für niemand
Autor: Tobias Elsäßer
Genre: Jugendbuch
Erschienen: 24.04.2014
Verlag: Fischer
Seiten: 176
erhältlich als: Taschenbuch, eBook
Reihe: nein
Yoshua könnte ein Held sein.
Yoshua ist ein Jugendlicher, der eine erschreckende Entdeckung in einem geheimen Chatroom macht und diese Entdeckung über einen längeren Zeitraum weiter verfolgt. Unerlaubt liest er mit, wie sich drei andere Jugendliche anonym darüber unterhalten, wie sie sich gemeinsam an einem bestimmten Tag das Leben nehmen wollen.
den Freitod im Chat planen
Er ist schockiert aber auch gefesselt von diesem Chatverlauf und versucht fortan die Jugendlichen ausfindig zu machen. Derweil leben die drei – Nidal, Sammy und Marie – ihre Leben so gut sie können und planen ihren Freitod.
Die einzelnen Kapitel in „Für niemand“ wechseln zwischen den Sichtweisen der Protagonisten sowie einiger Außenstehender.
Daher sind sehr kurz, was ich ganz gut finde. Durch die häufigen Sichtweisen-Wechsel hatte ich jedoch sehr lange Probleme, die Charaktere auseinander zu halten.
Das wird noch dadurch bestärkt, dass Elsäßers Schreibstil sich kaum von Protagonist zu Protagonist unterscheidet. Die wenigen Unterschiede zwischen den Personen sind in der Kürze des Buchs für meinen Geschmack nicht genug herausgearbeitet.
Probleme, die Charaktere auseinander zu halten
Hierdurch fällt es mir sehr schwer, mich mit den Jugendlichen in „Für niemand“ zu identifizieren oder Mitleid zu empfinden. Einen emotionalen Zugang habe ich nur bei Marie gefunden. Und auch dieser war sehr oberflächlich ausgeprägt weil die Geschichte mit ihren 176 Seiten einfach zu kurz ist.
Elsäßer gelingt es leider nicht, mich mit den Schicksalen der Jugendlichen vertraut zu machen, sodass ich den Entschluss, sich das Leben zu nehmen, eigentlich zu 99% nicht nachvollziehen kann.
176 Seiten sind viel zu wenig
Die Thematik in „Für niemand“ ist eine wirklich Wichtige und ich finde es gut, dass Elsäßer sich damit auseinandergesetzt hat. Ich finde es auch schön, dass er dabei besonders auf Jugendliche eingegangen ist. Leider erfüllen die Probleme der Jugendlichen aber viele Klischees und ich hätte mir da doch in fast allen Fällen schwerwiegendere Probleme als Ausgangspunkt gewünscht.
zu viele Klischees
Die Eltern, Lehrer und andere eventuelle Vertrauenspersonen kommen in „Für niemand“ viel zu kurz. Ich frage mich was hier die Moral von der Geschichte sein soll. Dass man so einen Entschluss nicht verändern kann? Dass es okay ist, als Mitmensch nicht sofort zu reagieren wenn man Anzeichen erkennt? Dass man abwarten kann und dann eventuell mit der Konsequenz leben muss?
176 Seiten werden diesem schwierigen Thema leider nicht gerecht. Die Thematik in „Für niemand“ ist viel zu wichtig, als dass ich hier meine Kritikpunkte ignorieren könnte. So muss ich leider feststellen, dass „Für niemand“ meinen Erwartungen leider nicht entsprochen hat und ich somit nur 2 von 5 Sternen vergeben kann.
Tobias Elsäßer, geboren 1973, arbeitet als freier Journalist, Autor und Musiker. Darüber hinaus leitet er Schreibwerkstätten und Songwriter-Workshops und schreibt Drehbücher. Für seine Kinder- und Jugendromane hat er bereits zahlreiche Preise und Stipendien erhalten, u.a. das Kranichsteiner Literaturstipendium vom Deutschen Literaturfonds und dem Arbeitskreis für Jugendliteratur und das Bayern-2-Favoriten-Gütesiegel. Er war nominiert für den Jugendliteraturpreis »Goldene Leslie«.
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