Amy Reed – Abschied für immer und nie [Rezension]

 Harper Collins

Titel: Abschied für immer und nie
Autor:  Amy Reed
Genre: Roman
Erschienen: 10.11.2015
Verlag: Harper Collins
Seiten: 320
erhältlich als: Hardcover, eBook
Reihe: nein

„Mal im Ernst, Evie, was haben wir schon zu verlieren?“ Was die krebskranke Evie noch will, ist eine letzte Reise. Noch einmal das Adrenalin in den Adern spüren. Noch einmal auf den Rat ihrer Freundin Stella hören: Lebe wagemutig. Aber die Flucht aus der Klinik wird alles verändern? Evie fällt es unsagbar schwer, in die Welt der Gesunden zurückzufinden. Bis sie Marcus trifft. In seiner Nähe fühlt sie sich lebendig. In seinen Exzessen, seinen fantastischen Höhenflügen. Nur ahnt sie nicht, dass sie nur einen Schritt vor dem Abgrund steht“ [Quelle:klick]
 
Das Cover finde ich wunderschön. Es ist gleichzeitig verträumt und traurig, passt also wirklich gut zum Inhalt.

„Kommt, wir gehen in die Cafeteria“, sagt Stella. Sie ist rastlos. Sie ist immer rastlos.

Evie hatte mal ein normales Teenager-Leben, mit festem Freund, Schule, bester Freundin und jede Menge Spaß beim Cheerleadern. Doch ihr durchschnittliches Leben wird komplett auf den Kopf gestellt, als Evie wegen eines gebrochenen Beins ins Krankenhaus kommt und dort die Diagnose Krebs bekommt.

nicht nur ein gebrochenes Bein

Es ist ein seltener Krebs und alles geht sehr schnell. Evie steht kurz vor dem Tod und wird immer schwächer. An ihrer Seite hat sie eine sehr fürsorgliche Familie, den extrem besorgten festen Freund Will und – und das ist Evie am wichtigsten – ihre beste Freundin Stella. Stella ist erst ihre beste Freundin, seitdem sie sich im Krankenhaus kennen lernten, dafür ist sie für Evie zum wichtigsten Menschen in ihrem Leben geworden.

Stella und Evie – beste Freundinnen durch ein gemeinsames Schicksal

Stella muss ebenso mit einem schlimmen Schicksal kämpfen, hat aber eine wahnsinnige Kraft in sich und kann Evie immer wieder motivieren, zum lachen bringen und sie von der Krankheit ablenken.
Doch dann geschieht das unvorstellbare: Evie wird gesund und darf nach Hause, während andere in ihrem Umfeld sterben.

Evies Leben ist vorbei aber es ist doch nicht vorbei. Sie hat zwar den Krebs auf wundersame Weise überlebt aber sie fühlt sich dafür, als sei sie Schuld am Tod der anderen. Nur weil sie überlebt hat, mussten andere sterben.

schwere Schuldgefühle lasten auf Evie

Mit dieser massiven Last auf ihren geschwächten Schultern kann Evie nicht leben und so verändert sie ihr Verhalten zu Hause radikal. Ihre Familie ist glücklich, dass die verloren geglaubte Tochter dem Tod von der Schippe gesprungen ist, doch von Glück kann man wenn es nach Evie geht nicht wirklich reden. Sie fühlt sich für den Tod anderer Menschen verantwortlich und kann kaum mit dem Schmerz umgehen. Sie denkt, die Welt wäre ein besserer Ort wenn Evie stattdessen gestorben wäre. Dabei bemerkt Evie in ihrem Leid gar nicht, wie sehr sie ihren Mitmenschen Unrecht tut.

Evie wird zu einem ganz anderen Menschen

Evie wird zu einem ganz anderen Menschen und weder sie noch ihr Umfeld kann mit dieser massiven Veränderung umgehen. Erst als sie Marcus kennen lernt, der gar nichts von ihrem Schicksal weiß, blüht Evie in seiner Gegenwart auf. Doch auch er kann sie nicht retten, denn die wenigen positiven Momente in ihrem Alltag halten Evie nicht davon ab, in einen Strudel aus Depressionen, Wut und Medikamentenmissbrauch zu geraten.

wahnsinnig emotional

„Abschied für immer und nie“ war ein Buch, was mich wirklich noch mal extrem berührt hat. Es gibt nicht so viele Romane, die mir wirklich unter die Haut gehen, dazu gehört schon viel und die „typischen“ Krebs-Geschichten in Büchern kennt man einfach schon. Umso mehr habe ich mich darüber gefreut, dass Amy Reeds Roman direkt in mein Herz getroffen hat. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass „Abschied für immer und nie“ in etwa so berührend für mich war wie John Greens „Das Schicksal ist ein mieser Verräter“.

sympathisch oder nicht?

Ich habe zwar zwischenzeitlich Probleme gehabt, Evie sympathisch zu finden aber genau das macht die Geschichte aus. Man möchte sie schütteln, damit sie aus ihrem Strudel aus negativen Gedanken herausfindet. Ich hatte Mitgefühl mit ihr, habe sie aber auch andererseits gut verstehen können. Sie möchte nicht mehr nur als das „Krebs-Mädchen“ gesehen werden sondern bei Fehltritten bestraft werden, ein ganz normales Leben führen und selbstbestimmt handeln können. Sie möchte Fehler machen, Probleme haben und verstanden werden.

Das Umfeld leider mit

Im krassen Gegensatz hierzu stand aber andererseits mein Verständnis für Evies Familie und Freunde. Sie sind einfach nur froh, dass Evie überlebt hat, und möchte sie vor allem bösen beschützen. Sie können es nicht verstehen, wieso sie sich so gegen die Normalität wehrt und mir würde es als Angehörige wohl ähnlich ergehen.

Ich habe mir während des Lesens von beiden Seiten mehr Verständnis für die jeweils andere Seite gewünscht. Ich habe mir gewünscht, dass am Ende alles gut wird. Ich habe mir gewünscht, dass das Buch nicht endet.

man will die Protagonisten schütteln

Das Ende des Buchs hat mich dann nochmal wirklich umgehauen. Ob positiv oder negativ kann ich euch nicht einmal sagen. Selbst jetzt nicht, wo es schon eine Weile her ist, dass ich das Buch beendet habe.
Es bleibt mir nur zu sagen, dass Amy Reed mich hier zutiefst fesseln konnte und ich das Buch wirklich gut fand. Wirklich wirklich gut!

Ich vergebe 5 von 5 Sternen.

Amy Reed, geboren und aufgewachsen in und um Seattle, hat vor ihrem 18. Lebensjahr acht Schulen besucht. Die häufigen Umzüge haben sie rastlos gemacht. Nach dem Abschluss der Film-Hochschule in an Francisco hat sie ihren Master in Creative Writing auf dem New College in Kalifornien absolviert. Heute lebt sie mit ihrem Mann in Ashville, North Carolina, wo sie sich endlich zu Hause fühlt.

Hier geht es zur Leseprobe!



/ Ich bedanke mich auch noch einmal herzlich bei Miriam vom Harper Collins Verlag, die mir so lieb zur Seite gestanden und mich mit einem vollständigen Rezensionsexemplar gerettet hat! 

 

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