Christine Fehér – Dann bin ich eben weg [Rezension]

Titel: Dann bin ich eben weg – Geschichte einer Magersucht
Autor:  Christine Fehér
Genre: Roman | Jugendbuch
Erschienen: 05.10.2005
Verlag: cbt | Randomhouse
Seiten: 192
erhältlich als: Taschenbuch
Reihe: nein

„Obwohl Sina nicht dick ist, passt sie in die geile Jeans von Melli nicht
rein. Als sie eines Tages die Butter aus dem üppig belegten Käsebrot
ihrer Mutter hervor quellen sieht, überkommt sie der Totalekel. So dick
und frustriert will sie nicht werden! Sina beginnt eine Diät. Bald passt
sie in die Jeans – und endlich beachtet sie auch ihr heimlicher Schwarm
Fabio. Doch irgendwann kann Sina nicht mehr aufhören mit dem
Kalorienzählen. Als die anderen merken, was mit ihr los ist, ist sie
schon viel zu dünn… “ [Quelle:klick]
Das Cover zeigt eine junge Frau, die nachdenklich nach unten blickt und nicht sehr glücklich wirkt.
Ich finde es gut dass hier als Cover kein Bild eines eindeutig magersüchtigen Mädchens gewählt wurde denn das wäre für die Zielgruppe Jugendlicher ab 12 Jahren wohl doch etwas zu heftig gewesen.

„Ist deine Reisetasche gepackt, Sina?“

Sina hat eigentlich eine normale Figur, findet sich aber selbst zu dick weil sie in ihre Lieblingsjeans nicht mehr reinpasst, ihr Schwarm Fabio sie nicht so sehr beachtet wie sie sich das wünscht und weil auf einem Familientreffen die Tanten tuscheln, Sina sei stemmig geworden.
Kurzentschlossen beginnt Sina eine Diät und fängt ebenfalls mit dem Schwimmen an. Ziemlich bald merkt sie, dass sie auf die fettigen Gerichte ihrer Mutter gut verzichten kann und dass sie es mit viel Selbstdisziplin jeden Tag ins Schwimmbad schafft.
Sina nimmt schnell ab, doch bis ihr Umfeld bemerkt wie tief Sina schon in der Magersucht steckt, ist es schon zu spät und sie hat sich von 68 Kilo auf knappe 40 Kilo runtergehungert. Eine selbstzerstörerische Spirale, aus der Sina ohne Hilfe nicht mehr hinausfinden kann, beginnt.

Das Thema Magersucht finde ich sehr erschreckend aber auch sehr interessant und ich habe schon mehrere Romane gelesen, die diese Krankheit eindrucksvoll beschrieben haben.
„Dann bin ich eben weg“ von Christine Fehér ist das erste Jugendbuch ab 12 Jahren, das ich zu diesem Thema lese und das musste ich mir während des Lesens auch öfter vor Augen halten.
Die Sprache ist passend für 12 Jährige sehr einfach gehalten, es gibt klare kurze Sätze. Die Spannung bleibt mehr oder weniger aus denn es passiert nichts was ich nicht vorhergesehen hätte, das Schema nach dem die Ereignisse sich aufbauen ist von Anfang an klar. Zudem ist die Erzählweise auch in Sinas schlimmsten Tiefpunkten keineswegs schockierend oder extrem.

viel zu verharmlosend

Wenn ich mir vorstelle, dass junge Mädchen dieses Buch lesen und vielleicht auch vorher noch kein Hintergrundwissen über die Krankheit Magersucht haben, dann kann ich mir schon denken, dass „Dann bin ich eben weg“ ein solches Mädchen schockiert und vielleicht auch den ein oder anderen zu einem Umdenken veranlassen kann.
Um diese Wirkung aber auch noch bei einem vielleicht 16-jährigen Mädchen zu erzielen, verharmlost dieses Buch aber einfach zu sehr.

von der Diät zur Magersucht

Christine Fehér zeigt hier ein Bild auf von einem Mädchen, das durch eine normale harmlose Diät in die Zwänge der Magersucht rutscht. Aber Sina kommt viel zu einfach und viel zu schnell wieder aus der Magersucht hinaus, sie erlebt kaum Rückfälle und es geht ihr im Gesamten mit ihrem fast tödlichen Gewichtsverlust einfach viel zu gut. Meiner Meinung nach entsteht hier zu sehr der Eindruck, es wäre nicht allzu schwieirg aus der Magersucht wieder herauszufinden.
Auch die Eltern haben in dem Roman eine viel zu passive Rolle, wobei man bei der Mutter schon eine kleine Entwicklung feststellen kann.

zu oberflächlich und harmlos um die schwierige Thematik angemessen zu behandeln

Sinas Motive für das Abrutschen in die Magersucht erscheinen mir viel zu oberflächlich und unbedeutend, um wirklich der Realität zu entsprechen. Ich mag mich da täuschen weil ich nicht betroffen bin aber mich beschlich beim lesen der Gedanke, dass ein junges Mädchen hier nicht die Ernsthaftigkeit dieser Krankheit nachvollziehen kann.
Das Buch war mir leider einfach zu oberflächlich und zu harmlos um eine aufrüttelnde Wirkung zu erzielen. Ich kann mir aber vorstellen, dass es in der Schule zum Einstieg in das Thema gut geeignet wäre und vergebe deswegen noch 3 von 5 Sternen.

Christine Fehér wurde 1965 in Berlin geboren. Neben ihrer Arbeit als
Lehrerin schreibt sie seit Jahren erfolgreich Kinder- und Jugendbücher
und hat sich einen Namen als Autorin besonders authentischer
Themenbücher gemacht. Für ihr Jugendbuch „Dann mach ich eben Schluss“
wurde sie 2014 mit dem Buxtehuder Bullen ausgezeichnet.

Hier geht es zur Leseprobe!

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