Amber Kizer – Mein Leben für deins [Rezension]

Titel: Mein Leben für deins
Autor: Amber Kizer
Genre: Roman | Jugendbuch
Erschienen: 15.06.2015
Verlag: cbt | Randomhouse
Seiten: 384
erhältlich als: Broschur, Taschenbuch, eBook
Reihe: nein

„Ein schrecklicher Autounfall setzt Jessica Chains Leben ein Ende. Und
doch lebt sie weiter, denn ihre Eltern entscheiden sich, ihre Organe zu
spenden. An Samuel, Vivian, Leif und Misty. Vier Teenager, vier
Schicksale voller Schmerzen, Ängste, Einsamkeit und Hoffnung – und über
allen schwebt Jessica, begleitet und beobachtet sie: »Mein Leben hatte
eine Bedeutung, aber nicht, als ich noch lebendig war, sondern erst
durch meinen Tod … «“ [Quelle: klick]

Das Cover finde ich nicht total überragend aber es ist locker leicht und deswegen ganz schön. Es steht aber im Kontrast zum Inhalt denn der ist ja doch eher traurig. Dieser Kontrast gefällt mir dann wiederum gut.

Ich ignorierte die Flyer für den bevorstehenden Abschlussball.

Jessica ist ein unauffälliges Mädchen, das lieber im Hintergrund bleibt und ihr Leben mehr oder weniger abwartet. In der Schule erfährt sie viel Abweisung und so kommt es an einem Tag dazu, dass ihr gegen ihren Willen ihre geliebten langen Haare abgeschnitten werden, zum Tausch gegen eine Partyeinladung. Auf dem Weg zu dieser Party baut Jessica jedoch einen Unfall und sie findet sich plötzlich im Jenseits wieder. Jessica verstirbt bei diesem schrecklichen Autounfall und von nun an sieht sie alles von außerhalb ihres Körpers. So kommt es dass ihre Organe anderen Jugendlichen gespendet werden und Jessica mit den Organen auf wundersame Weise verbunden ist und so „weiter lebt“. Doch niemand kann sie sehen und sie kann sich auch nur innerhalb eines bestimmten Radiusses von den Jugendlichen bewegen und ist somit unmittelbar mit ihnen verbunden.

Jessica lernt auf diese eigenartige Weise die geretteten Jugendlichen Vivian, Leif, Misty und Sam kennen und fiebert von nun an mit ihren Schicksalen mit. Doch verändern kann sie am Lauf der Dinge nichts, spüren kann sie hingegen alles was die vier auch spüren.

Amber Kizer hat sich mit der Organspende ein ganz und gar nicht leichtes Thema ausgesucht und dieses eindrucksvoll in einen Roman verpackt. Die Jugendliche Jessica hat sich noch nie mit ihrem eigenen Tod auseinandergesetzt und so geht es ihr wie vermutlich den meisten Lesern dieses Buchs. Jessica trifft ihr Tod völlig unerwartet doch von da an geht ihr „Leben“ erst richtig los. Als Organspenderin kann sie 4 anderen Jungen und Mädchen in ihrem Alter das Leben retten und sie vom Zeitpunkt ihres eigenen Todes an durch deren Leben begleiten.

„Wunder sind okay. Wunder bedeuten nicht zwangsläufig eine Tragödie für eine andere Familie. Der Tod war eine schmale Klinge – wen sie schnitt und wann, wusste niemand. – Seite 34

Ich finde die Thematik sowie die Umsetzung dieser wirklich sehr spannend und fantastisch gewählt. Amber Kizer versteht es, sich in die jungen Protagonisten hineinzuversetzen und ganz langsam aber zielsicher zarte Bande zwischen ihnen zu knüpfen. Der Leser erfährt so nach und nach von den Gefühlen, Gedanken und Sichtweisen der vier Jugendlichen und kann sich auf diese Art ganz wunderbar in sie hineinfühlen.

Am liebsten mochte ich die Künstlerin Vivian, die ihr Leben in Farbtönen sieht, deren Welt nur aus Malerrei und Mukuviszidose besteht. Bis sie eines Tages dem Sportler Leif begegnet. Zu diesem Zeitpunkt wissen die beiden noch nicht dass sie durch die selbe Organspenderin verbunden sind und auch die selbe Leidenschaft teilen. Doch nach und nach helfen sie sich gegenseitig, erst zart und herantastend, dann bestimmter und fordernd.

Ihre Selbstverachtung erfüllte den ganzen Raum, bis ich das Gefühl hatte, wir würden darin ertrinken. Es war, als würden wir inmitten des Ozeans unablässig Wasser treten. Es brachte uns um. – Seite 208

Auch die totkranke Misty hat es mir angetan denn ihr Schicksal ist besonders schlimm. Sie hat nicht „nur“ eine Krankheit, die Organspenden erfordert, sie muss sich auch noch um die massiven Geldprobleme ihrer Familie kümmern. Ihr Überleben fordert so viel Geld, dass die Familie keine Chance hat es alles jemals abzubezahlen und so versinkt Misty in endlosen Schuldgefühlen und den Gedanken, dass ihr Leben das Leid ihrer Familie nicht wert ist und sie besser gestorben wäre.

Nur der Internet-Nerd Sam gibt ihr neue Hoffnung und erkennt langsam aber sicher, in welcher furchtbaren Lage Misty steckt.

Ein Mädchen sollte nicht sehen müssen, wie viel es kostete, ihr Leben zu retten und sie weiter am Leben zu halten. Ich habe nie zuvor über diese Dinge nachgedacht. Wie viel würdest du bezahlen? Jeden Preis? – Seite 115

Ich mag die Protagonisten alle mit ihren Stärken und Schwächen, nur Jessica selbst bleibt für mich sehr oberflächlich und nur ein Bindeglied für die Story. Auch ihre Eltern und ihr kleiner Bruder sind für mich nur unbedeutende Nebenfiguren obwohl sie doch eigentlich den allergrößten Schmerz verspüren müssten. Das ist für mich ein Schwachpunkt des Buchs, ich kann mir aber durchaus vorstellen, dass es schon so gewollt ist. Ich hätte mir dahingehend allerdings doch mehr Tiefe gewünscht.

Ich glaube ich habe immer erwartet, dass mein Leben beginnt, wenn ich erst mal erwachsen bin. Nach der Highschool. Nach dem Abschlussball. Nach, nach, nach. Ich habe nie daran gedacht, jeden Atemzug voll auszukosten, oder daran, dass mein Körper vielleicht versagen könnte. Mein Leben begann erst nach meinem Leben und ich erlebe es trotzdem. – Seite 367

Jeder Mensch, der sich noch nie mit dem Thema Organspende beschäftigt hat, lege ich dieses Buch sehr ans Herz und auch denen, die sich schon damit befasst haben, kann ich „Mein Leben für deins“ empfehlen. Sicher muss jeder für sich selbst entscheiden, ob man Organe spenden will oder nicht aber ich denke es sollte sich doch jeder Mensch einmal zumindest mit dem Thema auseinandersetzen. Es kann Leben retten! Es RETTET Leben. Und ich habe durch dieses Buch auch eins gelernt: Ich möchte niemandem in meiner Familie diese Entscheidung zumuten, nur weil ich sie selbst nicht getroffen habe. 
Und deswegen bitte ich euch: informiert euch. Wenn ihr hier klickt  könnt ihr euch eine kostenlose Broschüre zu Organspenden sowie einen Organspendeausweis zum selbst ausfüllen KOSTENLOS bestellen oder herunterladen. Denkt bitte darüber nach. Danke 🙂
  

Ich vergebe 4 von 5 Sternen.

Hier gelangt ihr zur kostenlosen Leseprobe: Klick

Amber Kizer lebt mit ihrer Familie, ihren Haustieren und einer Menge Wildtiere auf einer Insel in der Nähe von Seattle. Sie liebt es zu backen, im Garten zu arbeiten, zu lesen und Hühner zu züchten.

Vielen lieben Dank an das Bloggerportal und den cbt Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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