Lisa O’Donnell – Bienensterben [Rezension]

Titel: Bienensterben
Autor: Lisa O’Donnell
Genre: Roman
Erschienen: 02.10.2013
Verlag: Dumont Verlag
Seiten: 320
erhältlich als: Broschur
Reihe: nein

„Heiligabend in Glasgow: Die fünfzehnjährige Marnie und ihre
kleine Schwester Nelly haben gerade ihre toten Eltern im Garten
vergraben. Niemand sonst weiß, dass sie da liegen und wie sie dahin
gekommen sind. Und die Geschwister werden es niemandem sagen. Irgendwie müssen sie jetzt allein über die Runden kommen, doch allzu viel Geld verdient Marnie als Gelegenheits-Dealerin nicht. So ist es ihnen ganz recht, als ihr alter Nachbar Lennie, stadtbekannter (vermeintlicher) Perversling, sich plötzlich für sie interessiert. Lennie merkt bald, dass die Mädchen seine Hilfe brauchen. Er nimmt sich ihrer an und gibt ihnen so etwas wie ein Zuhause. Als die Leute jedoch beginnen, Fragen zu stellen, zeigen sich erste Risse in Marnies und Nellys Lügengebäude, und es kommen erschütternde Details aus ihrem Familienleben zum Vorschein, was ihre Lage nur noch komplizierter macht.“ [Quelle:klick]

Dieses Buch hab ich schon mit verschiedenen Covern gesehen. Einmal dieses schlichte, wie oben abgebildet und einmal in bunt. Ich hab das Buch mit dem schwarz/weißen Einband und ich finde das auch sehr passend, so wie es ist. Farbe ist da völlig fehl am Platz und ich weiß nicht genau was das soll. Ich finde das Cover so wie es ist in s/w wirklich super und treffend. Ich habe darauf immer wieder etwas neues entdeckt und frage mich welches der Mädchen Nelly und welches Marnie darstellt.

Izzy hat mich Marnie genannt, nach ihrer Mutter.

Marnie und Nelly sind zwei Schwestern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Marnie ist die ältere von den beiden und scheint das Leben schon voll durchschaut zu haben. Sie weiß wie es mit den Männern läuft und dass das Leben kein Ponyhof ist. Dass man für Geld hart arbeiten muss und dass auch Drogen Geld einbringen. Sie sagt das was sie denkt und ist meist vorlaut, frech und selbstbewusst.

Nelly hingegen ist wie eine zarte Pflanze, die man vor dem Sturm beschützen muss. Sie drückt sich ganz anders aus als alle anderen Mädchen in ihrem Alter, viel gewählter und altklug, sie spielt Geige und redet sich die Welt schön. Doch dass die Eltern der beiden, Izzy und Gene, alles andere als vorbildlich sind und sich ihre Welt nur um Drogen dreht, das kann auch Nelly nicht ausblenden.

zwei Schwestern völlig auf sich allein gestellt

Als etwas schreckliches passiert überschlagen sich die Ereignisse und plötzlich müssen die beiden Schwestern dafür sorgen, dass ihre toten Eltern verschwinden. Am besten so, dass niemand es merkt. In einer Nacht und Nebelaktion vergraben sie die beiden im Garten und im späteren Verlauf erzählen sie allen, die beiden seien für unbestimmte Zeit im Türkei-Urlaub.

Nur der verschrobene Nachbar Lennie, der mit seinen ganz eigenen Problemen zu kämpfen hat, entwickelt Zweifel an der Geschichte. Er sorgt sich um die beiden Mädchen und so wohnen sie schon sehr bald mehr bei ihm als irgendwo anders. Ihr Leben könnte sich also zum positiven wenden, wenn da nur nicht die neugierigen Mitmenschen wären. Und das liebe Geld, welches so langsam auch zur Neige geht. Als dann noch ihr verschollener Opa auf der Bildfläche erscheint, ist das Chaos komplett.

Marnie und Nelly sind wirklich ganz speziell und beide auf ihre eigene Art wunderbar liebenswert. Ich mochte sie beide unheimlich gerne und auch den Nachbar Lennie habe ich schnell in mein Herz geschlossen.
Das Buch wechselt zwischen den Perspektiven und so erhält man von jeder Situation drei verschiedene Blickwinkel, die das Buch wirklich zu etwas besonderem machen. Die nüchterne aufs Überleben ausgerichtete Art von Marnie im Gegensatz zur Traumtänzerin Nelly, die in ihrer kleinen eigenen Welt lebt und da auch nicht raus möchte, ist etwas was ich so noch nicht gelesen habe.
Ich kam sehr schnell in die Geschichte und wollte das Buch gar nicht mehr weglegen.

sehr berührende Geschichte

Besonders berührt hat mich Lennie, der sich wie ein Familienmitglied um die beiden Mädchen sorgt und nebenbei seine eigene Vergangenheit aufarbeitet um seinen eigenen Frieden zu finden. Seine Achtsamkeit ging mir wirklich unter die Haut.
Marnie und Nelly sind ein wunderbares Beispiel für Familienzusammenhalt und gegenseitigem Aufeinander-Aufpassen. Die Entwicklung der beiden ist eindrucksvoll geschildert und Lisa O’Donnell beweist da meiner Meinung nach viel Feingefühl und Liebe fürs Detail.
Ich bin wirklich positiv überrascht von dieser Zufalls-Entdeckung und freue mich schon jetzt auf Lisa O’Donnells nächstes Buch, welches im Juli 2015 erscheinen wird! „Bienensterben“ ist jedenfalls ein wunderbarer Debütroman über’s Erwachsenwerden, der es in sich hat und mich begeistern konnte.
Ich vergebe 5 von 5 Sternen und eine ganz klare Leseempfehlung.
Hier gelangt ihr zur kostenlosen Leseprobe: Klick

Lisa O’Donnell wurde für ihr Drehbuch ›The Wedding Gift‹ mit dem Orange Screenwriting Prize ausgezeichnet.
Für ihren Debütroman ›Bienensterben‹ (DuMont 2013) erhielt sie 2013 den
Commonwealth Writers’ Prize. Lisa O’Donnell lebt mit ihren zwei Kindern
in Schottland.

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