Jessica Park – Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte [Rezension]

Titel: Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte
Autor: Jessica Park
Genre: Roman | Jugendbuch
Erschienen: 21.07.2014
Verlag: Loewe
Seiten: 384
erhältlich als: Hardcover inklusive eBook
Reihe: nein

„Julie kann es nicht fassen: Statt die ersten Tage am College zu
genießen, beaufsichtigt sie plötzlich eine 13-Jährige, die keinen
Schritt ohne die lebensgroße Pappfigur ihres Bruders Finn unternimmt.
Zugegeben, ihres sehr gut aussehenden Bruders Finn. Der befindet sich
zwar gerade auf Weltreise, schreibt aber E-Mails, die Julies Knie
butterweich werden lassen. Doch wieso zögert er seine Rückkehr immer
weiter hinaus? Weshalb stört sich niemand an seinem platt gedrückten
Doppelgänger? Und verliebt Julie sich tatsächlich gerade in eine
Pappfigur?
“ [Quelle:klick

Das Cover finde ich wirklich wunderschön, das muss ich echt mal so sagen. Ich mag das schöne helle Blau im Hintergrund und die Schriftart, es passt einfach alles perfekt zueinander. Und das Hardcover-Buch ist tatsächlich in einen Papp-Umschlag gehüllt. Wie könnte es passender sein? Dies ist wirklich ein Buch in dessen Cover ich mich sofort verliebt habe!
Julie Seagle starrte das Gebäude vor sich an und schwor, nie wieder eine Wohnung über Craigslist zu mieten.
 
Julie ist aufgeregt und ein Bisschen nervös denn für sie beginnt ein völlig neuer Lebensabschnitt. Ganz alleine zieht sie aus Ohio fort in das ihr bisher unbekannte Boston um dort aufs College gehen zu können und dort angekommen muss sie sich schon gleich mit den ersten Problemen auseinandersetzen. Denn die Wohnung, in der sie eigentlich wohnen wollte und die ihre Mutter im Vorfeld per Internet bezahlt hat, existiert überhaupt nicht. Einsam und überfordert steht Julie von einem Burrito-Restaurant und weiß nicht wohin mit sich.
Zum Glück weiß ihre Mutter einen Rat und so bespricht sie kurzerhand mit ihrer ehemaligen College-Freundin Erin, dass Julie vorübergehend bei Erins Familie unterkommen kann.
Gesagt, getan. Wenig später sammelt Matt, einer von Erins Söhnen, Julie ein und sie zieht in das alte Zimmer von Finn, dem anderen Sohn der Wattkins-Familie.
Und weil aller guten Dinge drei sind haben Erin und ihr Mann noch ein drittes Kind: Celeste.
Schnell wird Julie klar, dass Celeste kein normales Kind ist, denn sie verkraftet die Weltreise ihres Bruders Finn ganz und gar nicht und schleppt deswegen eine lebensgroße Pappfigur von Finn mit sich herum. Papp-Finn kommt überall mit hin und fehlt er, ist Celeste zu nichts zu gebrauchen. 
Doch woran liegt das? Was hat es mit Finns Abwesenheit auf sich und wieso versteift sich Matt so darauf, permanent für Celeste da sein zu müssen? 
 

Wir tauchen als Leser direkt mit Julie in eine völlig neue Umgebung ein und kennen in ihrem neuen Lebensabschnitt niemanden, so wie Julie selbst. Hoffnungsvoll steht sie vor ihrer neuen Wohnung bis ihr langsam klar wird, dass sie wohl auf einen Internet-Betrüger hineingefallen ist. Doch auf die Familie Wattkins ist Verlass und als Julie bei ihnen einzieht geht die Geschichte richtig los.
Schon die ersten Begegnungen mit Matt fand ich unheimlich unterhaltsam und sympathisch. Er ist das Genie, der Nerd wie ihn wohl jeder kennt. 



„Du studierst zwei Hauptfächer? Physik und Mathe? Großer Gott.“
„Ich weiß, Nerd.“ Er zuckte mit den Schultern.
„Nein. Ich bin beeindruckt. Ich frage mich gerade, wie deine Gehirne in deinen Kopf passen.“ Seite 17

Die Dialoge zwischen Julie und Matt und später auch zwischen Julie und Finn via Facebook sind einfach immer urkomisch und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen weil es durch den witzigen Schreibstil einfach wunderbar zu lesen war und ich die Zeit absolut vergessen habe. 

Warum frisst die Waschmaschine ständig deine Socken? Schmecken sie gut? Sollst du mal versuchen, Socken zu essen? – Seite 221

Doch natürlich ist „Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“ nicht einfach nur ein lustiges Buch. Es geht so viel tiefer. Es ist nicht nur leichte Lektüre, ein normales Jugendbuch. Nein, ich finde es ist viel mehr als das denn es werden Themen behandelt, die eigentlich so gar nichts mit jugendlicher Leichtigkeit zu tun haben. Depressionen, Verlust, Schmerz und eine Familie, die überfordert ist und Julie mitten drin.

 
„Wirklich? Du willst dir deinen Kummer nicht von der Seele reden? Nicht einmal ein bisschen? Katharsis par excellence?“ „Ich merke schon, Einführung in Psychologie läuft bei dir total aus dem Ruder.“ – Seite 199

„[…] Mir ist klar, dass du jetzt eine nervöse Reaktion auf diese einfache Prozedur zeigst. Das versteh ich. Nur, weil du es so willst, bedeutet das nicht, dass es auch einfach ist.“ – Seite 204

Julie versucht zu ergründen, was mit Celeste los ist und freundet sich immer mehr mit ihr an. Papp-Finn ist immer mit dabei und so fängt Julie damit an, Finn bei Facebook zu suchen und mit ihm zu schreiben. Während er charmant von seiner Weltreise berichtet und Julie in Bezug auf Celest zur Seite steht, verliebt sie sich in ihn. Und auch ihr Chatpartner scheint sein Herz für Julie zu öffnen.

„Sie braucht
Freunde“, wiederholte Julie. „Und du auch. Du musst dafür sorgen, dass
sie ihre Welt größer macht, damit du deine wiederbekommst.“ – Seite 286

Du hast nicht den Eindruck, als würdest du fallen.
Es ist einfach nur
befreiend. Du hast das Gefühl, als könntest du fliegen. Dich überkommt
eine Ruhe, wie du sie noch nie vorher empfunden hast, und du willst
nicht, dass es jemals zu Ende ist. – Seite 223

Ich muss sagen, dass ich erst sehr spät hinter die Auflösung des ganzen Papp-Finn-Mysteriums gekommen bin aber ich bin ganz froh darum denn so konnte ich mich voll und ganz auf die Story einlassen und mit Julie mitfiebern. Ich habe jede einzelne Seite gerne gelesen, mich nie gelangweilt und ich bin auch jetzt noch ein paar Tage nach der letzten Seite absolut begeistert von diesem Buch. 
Er war alles. Er war der Klebstoff, der unsere Familie zusammengehalten hat. – Seite 231
Die Charaktere sind wunderbar ausgearbeitet und absolut glaubwürdig. Ich hätte zwar einige Personen aus Julies Vergangenheit gerne besser kennengelernt, dass es nicht so ist hat aber keinen Einfluss auf die Geschichte und so kann ich das gerne verschmerzen. Eine Fortsetzung würde ich sofort lesen und ich kann euch „Im freien Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte“ uneingeschränkt empfehlen.  

Das Buch war ein absolutes Highlight für mich und deswegen vergebe ich 1000 Sterne… Ach ne, nur 5 von 5 🙂

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Jessica Park wuchs in Boston auf und studierte im eisigen Minnesota.
Nachdem sie dort vier Jahre lang Schneestürmen standhielt, lebt sie
heute mit ihrer Familie wieder an der Ostküste. Wenn sie nicht gerade
schreibt, gibt Jessica Park ihren absolut nicht gesundheitsschädlichen
Gelüsten nach Facebook und raffinierten Kaffeegetränken nach. Im freien
Fall oder wie ich mich in eine Pappfigur verliebte ist ihr Debüt auf dem
deutschen Buchmarkt.
Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar an Lovelybooks und den Loewe Verlag.

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