Moritz Hirche – Schattengeburt [Rezension]

Titel: Schattengeburt – Das Leviathan-Projekt
Autor: Moritz Hirche
Genre: Thriller, Krimi
Erschienen: 19.03.2014
Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform
Seiten: 364
erhältlich als: Taschenbuch, eBook

„Staatsanwalt Robert Hartmann hat keine Illusionen mehr über seinen
Beruf. Er glaubt, alles gesehen zu haben, wozu Menschen fähig sind.
Bis ein Hilferuf den Ermittler aus Berlin tief in den Südwesten Deutschlands führt…
Zwei bizarr entstellte Leichen auf einer abgelegenen Burg bei Koblenz
sind erst der Anfang.
Während seiner atemlosen Reise durch eine brutale Vergangenheit
verschwimmen die Grenzen zwischen Freund und Feind.
Die Ermittlungen zwingen ihn, sich in den Nebel seiner eigenen,
unheilvollen Erinnerungen zu begeben.
Die blutige Spur reicht aus exotischer Ferne bis in seine unmittelbare
Umgebung.
Als weitere Menschen auf unerklärliche Weise sterben, muss Hartmann
erkennen, dass diese Bedrohung vor niemandem zurückschreckt.
Auch er ist nur Figur in einem mächtigen Spiel, dessen Regeln andere
bestimmen. Als er ahnt, dass der nächste Zug ihm gilt, steht er längst
im Fadenkreuz…
“ [Quelle:klick

Das Cover von „Schattengeburt – Das Leviathan Projekt“ ist dunkel gehalten, man erkennt sofort das Genre des Buchs. Auf schwarzem Hintergrund erkennt man eine Burg, die vermutlich die Burg Rothenfels ist. Ebenso findet man einige Einschusslöcher sowie Blut auf dem Cover, was alles die bedrückende Stimmung eines Thrillers gut wiederspiegelt. Auffällig ist, dass es sich hierbei nicht um das typische Taschenbuch-Format handelt, „Schattengeburt“ ist etwas größer vom Format.
„Wie schnell kann sich eine glückliche Verheißung zum unerwarteten Alptraum wenden…“
 

Das Buch „Schattengeburt“ startet mit einem Prolog in der Sicht von Mirko Harnisch, der in seinen Semesterferien einen Job sucht um sich sein Einkommen aufzubessern. Schnell stolpert er über eine Zeitungsanzeige, in der ein Verwalter für die Burg Rothenfels gesucht wird. Mirko denkt sich, das sei ein guter Weg sich ohne viel Aufwand sein Taschengeld zu verdienen und nimmt den Job zufrieden an. Doch dass dies der Anfang seines Endes ist, ahnt er da noch nicht. 

Nach dem Prolog geht es in einer anderen Perspektive weiter. Wir lernen den Ermittler Robert Hartmann nicht in einer besonders positiven Phase seines Lebens kennen, eher im Gegenteil. Er ist sehr niedergeschlagen und schnell wird dem Leser auch der Grund klar: Die Trennung von seiner Ehefrau hat er keinesfalls überwunden, ist sie doch erst wenige Stunden her. Mit Whiskey versucht Robert sich auf andere Gedanken zu bringen, was ihm leider gründlich misslingt. Als sein Telefon dann einen Anruf eines ehemaligen Kollegen ankündigt, nimmt er es dankbar an. Dieser redet nicht lange um den heißen Brei herum und fragt Robert, ob er ihn in einem mysteriösen Mordfall unterstützen könne. Obwohl sich diese Tat im entfernten Koblenz zugetragen hat zögert Robert nicht lange und nimmt die Gelegenheit wahr, zuzusagen. 

„Er hätte es nicht zugegeben, war aber dankbar für die unverhoffte Gelegenheit, den heimischen Problemen für eine gewisse Zeit den Rücken kehren zu können. Sicher war andererseits auch, dass sie sich während seiner Abwesenheit nicht lösen würden. Eine Flucht löst niemals Probleme.“ – Seite 27/28 

Als Robert nach Koblenz reist und dort in die Ermittlungen in dem Mordfall einsteigt, wird ihm ziemlich schnell klar, dass es sich hierbei um weit mehr handelt als das Offensichtliche. Doch auch die Unterstützung, die er vor Ort erhält, scheint einen Haken zu haben. Nach und nach bekommt Robert immer mehr das Gefühl, dass gegen ihn statt mit ihm gearbeitet wird. Doch wieso? Was hat es mit der distanzierten Frau Major Malmedy auf sich und wieso wird auf einem Beweisstück erhöhte Radioaktivität nachgewiesen? Robert gerät immer mehr in einen Strudel aus sich aufwerfenden Fragen und Beamten, die sich ihm in den Weg stellen und falsche Fährten legen.
 
Moritz Hirche hat in seinem ersten Roman „Schattengeburt“ einen sehr sympathischen jungen Mann erschaffen, der gebeutelt von seiner gescheiterten Ehe in einem Ermittlungsfall wieder neue Kraft schöpft. Trotz aller Steine, die ihm durch seine Mitstreiter in den Weg gelegt werden, kämpft Robert sich immer weiter an die Aufklärung des Falles heran. Hat man zu Beginn noch das Gefühl, Robert sei eher ein depressiver Typ, so muss man doch schnell feststellen dass er genau weiß was er will und sich gegen alle Hindernisse durchsetzt um den Weg der Wahrheit zu beschreiten. Er muss feststellen, dass Kollegen und Freunde nicht immer das sind, was sie zu sein vorgeben und mehr als ein mal muss er sich fragen, wem er noch vertrauen kann. 
Dieses Spiel um das Vertrauen gefiel mir besonders gut. Ein Thriller muss für mich immer überraschende Wendungen haben und wie schafft man das besser als mit jemandem, der irgendwann sein wahres Ich zeigt und somit eine ganz neue Seite der Handlung aufdeckt? Wenn ich mich als Leser frage, wem man vertrauen kann und wem nicht, wenn ich dem Protagonisten beim Lesen zuschreien will „NEIN, mach das nicht!“, ja dann ist die Story gut gelungen. Und das war hier durchaus der Fall.
Noch recht weit am Anfang finden wir uns in einem Kapitel wieder, das vor einigen Jahren in einem Militärstützpunkt in Afghanistan spielt. Die Ereignisse, die wir dort
als Leser verfolgen, können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht in den Gesamtzuzammenhang einfügen, was zunächst verwirrt, die Spannung aber auch steigert. Im folgenden Verlauf der Geschichte habe ich mich immer wieder gefragt, was es mit dieser Sequenz auf sich hatte und ich konnte mich der Frage „Na, wie will Moritz Hirche das wohl auflösen?“ nicht verwehren. Soviel sei gesagt: Er löst es sehr schlüssig und überzeugend auf. Für mich hatte die Story Hand und Fuß. 
Dass Robert hin und wieder trotz seiner Arbeitsauslastung an seine noch-Ehefrau erinnert wird, innerhalb des Verlaufs jedoch auch jemand anderes kennenlernt, bringt einen ganz anderen Aspekt mit ein, den ich sehr gelungen fand. 
Was mich allerdings hin und wieder leicht verwirrt hat, sind einige Perspektivenwechsel, die ich zu Beginn nicht auf Anhieb als solche verstanden habe. Da musste ich dann noch mal den ein oder anderen Abschnitt neu lesen um hinterherzukommen (z.B. Seite 54, Perspektivenwechsel zu Sievers, Seite 55 wieder zu Robert). Das hätte man vielleicht anders machen können, ist aber nicht wirklich störend weil es auch nicht so oft vorkommt. Später im Buch gibt es ein paar Perspektivenwechsel, denen dann ein eigenes Kapitel gewidmet wurde. Diese Regelung finde ich für den Leser sehr gut gewählt und vollkommen passend.
Das Format des Buchs hat mich beim Lesen ein Wenig erschlagen, muss ich leider zugeben. Ich schrecke eigentlich nicht vor vielen Seiten zurück und „Schattengeburt“ ist auch kein dicker Wälzer, die Seiten sind jedoch keine typischen Taschenbuchseiten und dafür sehr vollgepackt. Das ist sicherlich Geschmackssache, ich für meinen Teil habe bemerkt, dass mich das etwas hemmt und die Seiten nicht so dahinfliegen wie wenn sie weniger bedruckt sind. Wegen dieser beiden Kritikpunkte (Perspektiven und Format) ziehe ich aber nur einen Stern in meiner Wertung ab. 
Die Geschichte kann sich wirklich sehen lassen und ist ein Muss für jeden Krimi-Fan und so vergebe ich gerne 4 von 5 Sternen! Ich freue mich schon auf den nächsten Fall von Robert Hartmann und bedanke mich recht herzlich für den sehr netten Kontakt mit Moritz Hirche. 
Für euch sei noch gesagt, dass es hier in Kürze ein schönes Special geben wird 🙂 Also schaut mal vorbei und haltet die Augen offen!

Der Autor wurde am 3. November 1980 in Berlin geboren. Dort verbrachte
er auch seine Kindheit, Jugend und Schulzeit. Er absolvierte den
Wehrdienst in den Jahren 1999-2000.
Seine Tätigkeit als Beamter der Staatsanwaltschaft sowie verschiedener
Bereiche der Justiz ermöglichten ihm realistische Einblicke in die
Arbeit der Ermittlungsbehörden. Darüber hinaus begleitet ihn seine
Leidenschaft zum Schreiben seit vielen Jahren. Die beruflichen
Erfahrungen helfen ihm dabei immer wieder, die Geschehnisse um den
Berliner Staatsanwalt und ehemaligen Zielfahnder Robert Hartmann
möglichst authentisch darzustellen.
Zur Verwirklichung des vorliegenden Kriminalromans zog sich der Autor in
die ruhige Umgebung der Stadt Potsdam und anschließend in die Nähe der
Originalschauplätze des Buches in der Region um Koblenz zurück.
Moritz Hirche lebt gegenwärtig wieder in seiner Geburtsstadt Berlin und
arbeitet an Hartmanns zweitem Fall. Sein Interesse gilt der Literatur,
der Geschichte und Politik sowie gelegentlich einem Glas schottischen
Single Malt Whisky.
Mit „Schattengeburt – Das Leviathan-Projekt“ veröffentlicht er seinen
ersten Roman.

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Vielen lieben Dank an Moritz Hirche für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars und den netten Kontakt!

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