„Die Jugendlichen Chris, Moe, Kaya, Steven und Lennart sind Urban Explorers: Im nächtlichen Berlin erkunden sie stillgelegte Fabriken, leer stehende Häuser und verfallene Krankenhäuser. Doch was als aufregendes Abenteuer beginnt, wird bald ein riskantes Unterfangen. Denn die verlassenen Gebäude bergen nicht nur Charme, sondern auch Schrecken. Als die Freunde in einem halb verfallenen Haus eine Leiche entdecken, vermuten sie, dass die Motorradgang Bandidos dahintersteckt. Und dann wird es richtig gefährlich.“
zu hohe Erwartungen
unsympathische Hauptfigur
Es ist mir bisher noch nie passiert (ich kann mich zumindest nicht erinnern), dass ich die Hauptfigur eines Buches unsympathisch fand. Leider muss ich sagen, dass es auch dafür ein erstes Mal zu geben scheint denn mit Lennart konnte ich zu Beginn so gar nichts anfangen.
Er kifft den ganzen Tag, vernachlässigt die Schule und alles andere, ist verantwortungslos und hat somit wenig Überschneidungspunkte mit meiner eigenen Zeit als Jugendliche (die noch nicht so lange her ist). Das einzige an ihm was meine Symphathie bekam ist seine Zuneigung zu Moe.
Im Laufe der Geschichte kann ich mich zwar ein Wenig mehr mit Lennart identifizieren, so richtig überzeugen kann er mich allerdings die ganze Zeit über nicht.
nicht überzeugend
Die Story an sich ist eigentlich gut und verspricht Spannung durch die gefundene Leiche, da hörte es für mich persönlich aber auch schon mit der Spannung auf. Ich hatte erwartet die Leiche wäre ein Mittelpunkt der Handlung, jedoch liegt der Schwerpunkt viel eher auf einer Drogendealer-Bande aus der Berliner Türsteher-Szene.
Auch im weiteren Handlungsverlauf konnte für mich keine Spannung aufkommen, die Ereignisse waren meiner Meinung nach sehr vorhersehbar und es gab keine unerwarteten Wendungen, was ich sehr schade finde.
keine unerwarteten Wendungen
Was mich sehr gestört hat an „Lost Places“ ist der Sprachstil der Jugendlichen. Dieser wird dominiert von prolligen „Digga“-Sprüchen und hat mich mehr als einmal genervt aufstöhnen lassen. Ich finde es wirkt hier keineswegs authentisch und hat für mich eher einen Fremdschäm-Faktor. Im Buch selbst sagt Lennart irgendwann, dass er jugendliche Sprache bei seinen Eltern peinlich und aufgesetzt findet und da kann ich ihm in Bezug auf dieses Buch zustimmen. Dieses Sprachelement hätte für mich wirklich nicht sein müssen.
prollige Sprache um jugendlich zu wirken
Ich muss auch noch etwas zu den Lost Places loswerden.
Ich war von Beginn an zwigespalten, was ich von dem Thema halten soll denn ich habe Bedenken, dass die Locations zu gut beschrieben sind und nun noch mehr Menschen auf die Idee kommen, sie zu besuchen. Leider gibt es sehr sehr viele Menschen, die solche Orte nicht einfach nur toll finden sondern sie verunstalten, verschmutzen, besprayen und dort klauen und randalieren. Das finde ich sehr schade und das muss unbedingt vermieden werden. Deswegen ist es in der Urban Explorer-Szene ganz normal, dass man keine Locations an Fremde preisgibt.
Die Locations in diesem Buch sind so gut beschrieben, dass ich mir sicher bin dass jeder sie mit ein Bisschen Suchen leicht finden kann. Ich weiß nicht was ich davon halten soll und hätte mir da ein Bisschen mehr Diskretion gewünscht.
offensichtlich kein Kenner der Lost-Place-Szene
Ich bin mir auch im Klaren darüber, dass man in einige der Gebäude durch geführte Touren Eintritt bekommen kann aber sein wir mal ehrlich: Wer randalieren will der verschafft sich einfach selbst Zutritt und die Leute gibt es oft genug.
Alles in allem bin ich nach dem Lesen von „Lost Places“ enttäuscht, fand es aber nicht wirklich schlecht. Als Jugendbuch ist es bestimmt gut geeignet und für jemanden, der noch nie in einem verlassenen Gebäude war, ist es mit Sicherheit auch ein netter Einblick.
Für alle, die sich schon mehr mit dem Thema auseinandergesetzt haben und selbst schon aktiv waren, ist es ein Bisschen mau.
So leid es mir tut kann ich hier leider nur 2 von 5 Sternen vergeben.
Hi,
schade, dass es dich nicht so begeistern konnte. Das Buch ist die Tage bei mir eingezogen und ich werde es gleich als nächstes Lesen. Ich bin richtig gespannt und neugierig, ich habe nämlich noch nie ein verlassenes Gebäude betreten.
LG
Anja