M. R. Carey – Die Berufene [Rezension]

Titel: Die Berufene
Autor: M. R. Carey
Genre: Endzeit | Roman
Erschienen: 01.10.2014
Verlag: Droemer Knaur
Seiten: 512
erhältlich als: Broschiert, eBook, Hörbuch
Reihe: nein

„Großbritannien, in nicht allzu ferner Zukunft: Ein grauen­hafter Parasit
befällt die Menschheit. Millionen sind bereits infiziert und bedrohen
die wenigen Gesunden. Alle Hoffnungen ruhen auf einer Schar Kinder, die
anders auf den Erreger reagieren. Auf einer ent­legenen Militärbasis
halten Wissenschaftler sie gefangen – zu allem entschlossen, um ihnen
ihr biologisches Geheimnis zu entreißen. Doch es läuft nicht nach Plan
… “ [Quelle:klick]

Das Cover ist nicht wirklich mein Fall. Das abgebildete Kind finde ich zwar passend – vor allem weil es kein Gesicht zeigt und deswegen nicht meine Vorstellung von Melanie beeinflusst – aber die Farbe geht für mich mal so gar nicht. Ich mag allerdings, dass das Kind nicht angsteinflößend wirkt. Auf den Inhalt des Buchs lässt sich durch das Cover allerdings gar nicht schließen.

Ihr Name ist Melanie.

Das Buch beginnt aus der Sicht eines 10-jährigen Mädchens namens Melanie. Melanie lebt unter seltsamen Umständen denn ihre Welt besteht nur aus einem Keller mit mehreren Räumen, einem davon ein Klassenraum. Sie hat eine Zelle in diesem Keller und wird stets bewacht. Zum „Unterricht“ mit verschiedenen Lehrern wird sie von Soldaten geführt, immer fixiert an einem Rollstuhl. Einmal in der Woche gibt es die „Fütterung“ und die Dusche mit chemischen Mitteln.

Nach und nach erfährt man, dass Melanie kein normales Mädchen ist und die anderen Kinder in den Zellen auch nicht. Sie sind Hungernde – Menschen, die von einem Parasit befallen sind, der ihr Gehirn zerstört. Dieser Parasit sorgt dafür, dass sein Wirt ihm Futter liefert und keinen eigenen Willen mehr hat. Der Wirt stirbt innerlich, seine Hülle geistert umher, stetig auf der Suche nach Fleisch um den Parasiten am Leben zu erhalten.

nicht wie die anderen Kinder

Einzig die Lehrerin Miss Justineau erkennt, dass diese Kinder nicht wie die anderen Hungernden sind sondern sehr wohl eine eigene Gefühlswelt und Erinnerungen haben. Sie sind Kinder, die es irgendwie geschafft haben, sich nicht vollständig vom Parasiten ausschalten zu lassen. Nur ihren Hunger haben sie dennoch nicht unter Kontrolle.

Als es einen Überfall auf den militärischen Stützpunkt, der die Zellen beinhaltet, gibt, flieht Miss Justineau mit Melanie. Auch eine Wissenschaftlerin, die Melanie sezieren wollte, sowie 2 Soldaten fliehen mit den beiden. Und so begeben sich die 5 ungleichen Flüchtlinge zusammen in das Land der Hungernden, auf der Suche nach einem Unterschlupf und der Erkenntnis, wie man die Menschheit vielleicht doch noch retten könnte.

Eigentlich steh ich überhaupt nicht auf Zombies. Ich meine es gibt schon coole Zombie-Filme und Zombie-Walks finde ich auch witzig aber als Buch? Es ist halt irgendwie so gar nicht realistisch. Aber gerade deswegen finde ich „Die Berufene“ wirklich sehr sehr gut gelungen. Es geht eben nicht einfach nur um Zombies, Untote die warum auch immer nicht gestorben sind als sie es eigentlich gesollt hätten. Nein, die „Hungernden“ sind nicht ohne Grund so wie sie sind. Und dieser Grund ist alles andere als unrealistisch.

ein mysteriöser Parasit

Der Parasit, der die Hungernden befällt, nennt sich Ophiocordyceps und ist uns auch heute schon ein Begriff. Er nistet sich gerne in Ameisen ein, übernimmt die Kontrolle über deren Gehirn und befielt dem Tier, sich auf den höchsten erreichbaren Punkt einer Pflanze zu begeben. Dann bricht er aus dem Körper der Ameise hervor und verbreitet durch die Luft seine Sporen um möglichst viele andere Wirte zu befallen.
Dieser Pilz ist also mutiert und macht es sich in „Die Berufene“ nun auch in menschlichen Körpern gemütlich.
Das ist für meinen Geschmack leider sehr realistisch und genau das ist der Punkt, wieso ich dieses Buch wirklich gut finde. Ich war beim Lesen fasziniert und abgestoßen, gespannt und angewidert zu gleich. Das ist eine sehr explosive Mischung und sie hat mich dazu gebracht, das Buch zu verschlingen.

zwischen Faszination und Ekel

Leider gibt es zwischenzeitlich aber auch einige Längen, die ich nicht leugnen kann. Ich denke 100 Seiten weniger hätten dem Buch auch nicht weh getan. Es wird aus verschiedenen Sichtweisen berichtet, unter anderem aus der Sicht von Wissenschaftlerin Caldwell, die ich sehr unsympathisch finde und die sich im Buch auch sehr wissenschaftlich und kühl präsentiert. Die vielen Fachbegriffe und Erklärungen hätten meiner Meinung nach nicht sein müssen. Auch erschienen mir die Charaktere abgesehen von Miss Justineau und Melanie ein wenig blass, etwas mehr Details hätten nicht geschadet.
Alles in allem war „Die Berufene“ aber wirklich ein sehr spannender Abstecher in die Horror-Zombie-Endzeit-Welt. Passenderweise habe ich das Buch auch noch an Halloween zu Ende gelesen.
Die Auflösung finde ich auch sehr gut gelungen und so kann ich dieser kurzweiligen Spannungskanone 4 von 5 Sternen geben.

M. R. Carey ist das Pseudonym eines britischen Fantasy-Autors, der
bisher besonders im Comic-Bereich erfolgreich war ( er schrieb unter
anderem für die Reihen „X-Men“ und „Fantastic Four“). Seine eigenen
Comics sind regelmäßig auf der New York Times Comic-Bestsellerliste
vertreten. Außerdem hat er bereits weitere Romane und ein
Hollywood-Drehbuch verfasst.

Vielen Dank an Vorablesen und den Droemer Knaur Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!

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