„Yalla, Feminismus“ von Rayhan Sahin

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Genre: Sachbuch
Erschienen: 21.09.2019
Verlag: Klett-Cotta Verlag
Seiten: 316
Reihe: nein
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Das Cover zeigt Sahin selbst und hat daher einen guten Wiedererkennungswert. Ihre Fans werden es sicher gern im Regal stehen haben, unabhängig vom Inhalt. Ich finde das Cover in Ordnung aber etwas langweilig.

„Warum gerade jetzt noch ein Buch über Feminismus?“

Der ein oder andere kennt Reyhan Sahin vielleicht eher unter ihrem Künstlernamen Dr. Bitch Ray, mit dem sie als eine der wenigen Frauen im deutschen Hip Hop agiert.

In „Yalla, Feminismus“ bringt Sahin ihren Werdegang mit ein. Es geht um Frauensolidarität, Frauen im Hip Hop, Diskriminierung, Sexualität.

Sahin ist selbst türkisch-muslimische Alevitin und kennt sich somit mit Diskriminierung bestens aus. Durch ihre Arbeit im wissenschaftlichen Universitätsbetrieb liegt ihr die wissenschaftliche Analyse und so geht sie auch an ihre Themen ran.

Auch wenn das Buch „Yalla, Feminismus“ recht wissenschaftlich daher kommt, muss ich doch sagen, dass es für mich absolut nicht neutral ist. Es ist vielmehr provokativ und ein Lobeslied auf Sahin selbst. Sie positioniert sich als die einzig authentische Person im deutschen Hip Hop und macht im Grunde alle anderen Personen, die im Buch vorkommen, schlecht. Während des Lesens habe ich so den Eindruck gewonnen, dass sie sich immer weiter in ihre eigene Meinung verrannt hat, diese aber als wissenschaftliche Analyse einer Subkultur verkaufen will.

Yalla Provokation!

Ich gebe ihr vollkommen Recht, dass viele Akteure im Hip Hop frauenfeindliche Texte veröffentlichen und auch die Musikvideos etc. eine eindeutige Sprache sprechen. Natürlich ist das nicht richtig und man sollte dies – vor allem als Frau – kritisieren. Ich bin aber selbst großer Hip Hop-Fan und kenne auch die Musiker, die eben nicht so sind. Die, deren Texte sich nicht um Männer vs. Frauen drehen, gesellschaftskritisch oder gar politisch sind. Wenn man wirklich ein Buch über diese Szene schreiben will und sie feministisch auseinandernimmt – sollte man dann nicht auch die andere Seite ausreichend würdigen?

Sahin erweckt in „Yalla, Feminismus!“ den Eindruck, dass sie alle Menschen, die ihre Kunst nicht mögen, als dumm abstempelt. Sie verstehen sie ja nur nicht oder wollen sie nicht verstehen. Damit tut sie jegliche Kritik als ihrer unwürdig ab und macht im Grunde genau das, was sie selbst kritisiert.

Ein Buch zu schreiben, in dem man andere öffentlich bloßstellt und sich über sie lustig macht, hat für mich nichts mit Feminismus zu tun.

Für mich hat es auch nichts mit Feminismus zu tun, ausschließlich über seine Geschlechtsteile zu rappen. Sahin regt sich darüber auf, dass Menschen ihre Massage nicht verstehen. In ihren Texten finde ich persönlich außer Provokation und Selbstbeweihräucherung aber leider auch keine Massage. Versteht mich nicht falsch, ich bin absolut für Selbstbestimmung und auch dafür, dass Frauen sich nicht für ihre Sexualität schämen sondern ganz normal – auch öffentlich – damit umgehen. Und gleichzeitig finde ich, dass es im Feminismus um so viel mehr als um Sexualität geht!

interessante Teile aus ihrer Doktorarbeit

Den Part, in dem Sahin Kopftuchträgerinnen und Diskriminierung analysiert und erklärt, ist der einzige Teil in „Yalla, Feminismus“, den ich gelungen finde. Dazu muss man aber auch sagen, dass das ein Teil ihrer Doktorarbeit war.

Leider hat dieses Buch für mich absolut keinen Mehrwert gehabt, weswegen ich auch nur 1 von 5 Sternen vergebe. Es gibt so viele andere großartige Bücher über Feminismus, da ärgere ich mich tatsächlich über die Zeit, die ich mit diesem Buch verbracht habe.

Reyhan Sahin Dr Bitch Ray Yalla Feminismus

Reyhan Şahin aka Dr. Bitch Ray, geboren in Bremen, ist Sprachwissenschaftlerin, Rapperin, Performance-Künstlerin, Schauspielerin, Modemacherin und Autorin. Im Alter von zwölf Jahren begann sie zu rappen und ist einem breiten Publikum als Lady Bitch Ray bekannt. Nach ihrem Magisterabschluss in Linguistik und Germanistik verfasste sie die erste empirische Studie zum Bedeutungsgehalt des muslimischen Kopftuchs, die mit dem Deutschen Studienpreis ausgezeichnet wurde. Derzeit forscht sie in einem Graduiertenkolleg zu Rechtspopulismus, Islam und Gender und arbeitet an ihrer Habilitation. Artikel von ihr erscheinen u.a. in der »Zeit«, »taz« und der »Süddeutschen Zeitung«.

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