Lilly Lindner – Splitterfasernackt [Rezension]

Titel: Splitterfasernackt
Autor: Lilly Lindner
Genre: Roman
Erschienen: 12.09.2011
Verlag: Droemer Knaur
Seiten: 400
erhältlich als: Broschur, eBook
Reihe: nein

„Lilly Lindner ist sechs, als der Nachbar beginnt, sie regelmäßig zu
missbrauchen. Mit 13 Jahren fängt sie an zu hungern – damit von ihrem
geschundenen Körper möglichst wenig übrig bleibt. Doch die Schande macht sie damit nicht ungeschehen. Und so beschließt Lilly als junge Frau, ihren Körper, der ihr längst nicht mehr gehört, in einem Edel-Bordell zu verkaufen…“ [Quelle:klick]

Das Cover ist gut getroffen denn es zeigt ein Bild von Lilly Lindner und wie könnte man das Cover treffender wählen, geht es doch um ihre ganz persönliche Geschichte.

Vielleicht arbeite ich ja nur deshalb in einem Bordell, weil Männer an einem Ort wie diesem für ihre Triebe bezahlen müssen und weil sie auf diesem Weg nicht einmal annährend zu meinem Herzen durchdringen können.

Lilly Lindners Debütroman „Splitterfasernackt“ ist ein Einblick in ihre eigenes Leben, in eine Vergangenheit, die alles andere als rosig ist. Ihr unbeschwertes Leben endete im zarten Alter von 6 Jahren. Der Missbrauch durch ihren Nachbar zerstört Lilly Lindners Leben gänzlich und sie scheint auch im Erwachsenenalter nicht darüber hinweg kommen zu können. Sie flüchtet sich in die Magersucht, die schon früh ihr Leben bestimmt und es zu einer Zitterpartie werden lässt. Durch schwere Verletzungen, die sie sich selbst immer wieder zufügt, versucht sie sich zu spüren und schließlich führt ihr Weg sie mit Anfang 20 ins Rotlichtmilieu.

Splitterfasernackt – Besser kann man dieses Buch wohl nicht beschreiben.
Lilly Lindner hat schreckliches erlebt und versucht es mit diesem Buch zu verarbeiten. Doch ob man diese Geschehnisse jemals überwinden kann bleibt fraglich. Die innere Zerrissenheit, die sie ununterbrochen durchs Leben begleitet, ist wohl nur für Betroffene wirklich nachvollziehbar.
Ich habe ja nun schon mehrere Bücher von Lilly Lindner gelesen und auch dieses hat mich nicht enttäuscht. Ihr ganz besonderer Schreibstil ist unverwechselbar und sicherlich Geschmackssache, mir gefällt er sehr gut. Die Autorin versteht es mit den schönsten Worten die schrecklichsten menschlichen Abgründe aufzuzeigen und sie weiß genau welche Worte sie wählen muss um damit tief zu berühren. Es wirkt alles sehr natürlich auf mich, so als flößen die Worte einfach aus ihr heraus und fänden ihren Platz genau an der richtigen Stelle.
Dass es sich bei diesem Buch um die Anlehnung an wahre Erlebnisse handelt ist ganz klar und auch am Ende des Buchs noch mal ausdrücklich erwähnt. Dennoch habe ich nun schon oft von Lesern gehört, die am Wahrheitsgehalt dieses Buchs zweifeln. An dieser Stelle möchte ich nur kurz auf ein Zitat der Autorin in einem Interview verweisen: „Wer würde sich so eine Geschichte ausdenken?“. Mehr muss man dazu denke ich nicht sagen.
Ich tue mich sehr schwer mit einer Rezension zu diesem Buch und deswegen möchte ich nicht mehr dazu sagen als dass es mich berührt hat. Berührt, schockiert, deprimiert, unterhalten, fasziniert und abgestoßen. Alles in einem. Ich vergebe 4 von 5 Sternen.
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Lilly Lindner wurde 1985 in Berlin geboren. Bereits mit fünfzehn begann
sie autobiographische Texte und Romane zu schreiben. Viel Zeit verbringt
sie heute mit der Arbeit mit Kindern.





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